So treiben Autos die Finanzinnovation voran
Von der Art und Weise, wie Autos gekauft werden, bis hin zu dem, was in ihrem Umfeld gekauft wird – die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch.
Als Volvo 1959 den Dreipunkt-Sicherheitsgurt erfand, ließ man das Patent absichtlich offen, damit andere Hersteller es übernehmen konnten. Über ein halbes Jahrhundert später lieferte Tesla die ersten WiFi-basierten Software-Updates für sein Model S aus, wodurch Kunden wegen Updates und Verbesserungen keinen Tesla-Händler mehr aufsuchen mussten. Dies setzte neue Maßstäbe für Kundenerfahrung und Produktqualität. Es folgte ein Jahrzehnt der digitalen Innovation.
Heute stehen Automarken nicht nur im Wettbewerb mit ihren traditionellen Konkurrenten, sondern in zunehmendem Maße auch mit technologieorientierten Unternehmen, die sich um die Erfahrung rund um das Auto bemühen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Fahrzeugs. Diese Dynamik steckt noch in den Kinderschuhen, aber sie hat bereits einiges verändert – von der Art und Weise, wie Verbraucher/innen Autos kaufen, bis hin zu der Art und Weise, wie sie die Funktionen ihrer Autos verwalten.
Die neue Art zu kaufen
Die meiste Zeit seit Bestehen der Automobilindustrie war der Autokauf stark vom Zufall abhängig: Aus dem, was auf dem Hof stand, konnte man sich ein Auto aussuchen. Heute informieren sich immer mehr Verbraucher/innen vor dem Kauf über das Internet. Lange bevor sie mit Verkäufer/innen sprechen, wissen sie, was sie wollen und ob es verfügbar ist. Dieser Wandel zeigt sich in der zunehmenden Beliebtheit von Videos mit Probefahrten auf YouTube und der Google-Suche nach „Auto-Empfehlungen“, die sich im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht hat.
Kundinnen und Kunden, die im Kaufprozess voranschreiten, sind heute besser informiert als je zuvor. Sie können ihr Wunschauto direkt über die Website eines Herstellers oder Franchisenehmers spezifizieren und bestellen. Autohäuser dienen heute weniger als Vertriebsarenen, sondern vielmehr als Auslieferungsstellen für Autos, die im Voraus bestellt und bezahlt wurden. 63 Prozent der Verbraucher/innen geben an, ihr nächstes Auto online bestellen zu wollen. Die Autohersteller rüsten sich für diese neue Art von Vertriebskanal – viele entscheiden sich für Stripe Connect. Sie bringen neue Automodelle auf den Markt, in der Regel Elektroautos, die als Katalysator für einen neu konzipierten Verkaufsprozess dienen: online bestellen, im Laden abholen.
Abonnement-Funktionen
Traditionell wurde die Ausstattung eines Autos zum Zeitpunkt des Verkaufs festgelegt. Inzwischen verfolgen große Marken wie Tesla und BMW einen anderen Ansatz für Extras. Sie bieten „Funktionen auf Abruf“ an, mit denen Kundschaft Fahrzeugfunktionen wie Sitzheizung, Navigation oder einen erweiterten Tempomat auf Abonnementbasis erwerben kann.
Dieser Wandel hat Auswirkungen auf nahezu jeden Bereich der Herstellung und für die Besitzer/innen. Hersteller können die Komplexität ihrer Lagerhaltung minimieren, indem sie die Anzahl der Modelle, die sie produzieren müssen, reduzieren und die Individualisierung vom Fließband auf die Straße verlagern. Es zeigt, wie der Zahlungsverkehr zu einem nahtlosen Teil der Wertschöpfungskette für Marken und Fahrer/innen wird und wie die Hersteller die Kundenerfahrung durch vernetzte Dienste optimieren können.
Eine neue Definition von Eigentum
Auch die Art und Weise, wie wir für Autos bezahlen, ändert sich. Verbraucher/innen sind daran gewöhnt, Smartphones und Streaming-Dienste auf Abonnementbasis zu kaufen. Mit der gleichen Logik für ein Auto zu bezahlen, ist ein zwar großer Schritt, aber er findet statt. Laut Daten von Stripe würden 31 % aller Erwachsenen lieber ein Monatsabo für sämtliche Verkehrsdienstleistungen nutzen, als für jede Fahrt einzeln zu bezahlen.
Der Carsharing-Dienst Lynk&Co ist ein praktisches Beispiel für diese Haltung. Mit Unterstützung von Stripe bietet Lynk&Co ein technologisch fortschrittliches neues Auto, in Schweden entworfen und konstruiert, auf Abonnementbasis an, die die Kundinnen und Kunden „für immer beibehalten oder jederzeit verlassen können“. Solange das Auto nicht vom Hauptfahrer oder von der Hauptfahrerin genutzt wird, kann es über die Sharing-Plattform von Lynk&Co vermietet und die Buchungen verwaltet werden.
Weitere Innovationen in Sicht
Diese Veränderungen finden im Kontext einer breit angelegten Umstellung auf Elektrofahrzeuge statt – einer Umstellung, die im letzten Jahrzehnt massiv Fahrt aufgenommen hat und im kommenden Jahrzehnt praktisch abgeschlossen sein könnte. Viele Hersteller haben beschlossen, nur noch Elektrofahrzeuge anzubieten, bevor die Vorgabe der Europäischen Union für das Jahr 2035 in Kraft tritt. Kalifornien ist der erste US-Bundesstaat, der diesen Zeitplan übernommen hat. Weitere Staaten werden wahrscheinlich folgen.
Elektrisch betriebene Fahrzeuge werden völlig neue Bezahlsysteme ermöglichen. Autofahrer/innen, die an eine Stromtankstelle fahren, erwarten eine nahtlose Abwicklung, unabhängig vom Land, vom Auto oder von der Ladeinfrastruktur. Die Automobilindustrie sieht diese Art von Innovation bereits bei ausgewählten Fahrzeugen, die mit herkömmlichen Kraftstoffen betrieben werden, insbesondere im Bereich der Nutzfahrzeuge und ihrer Flottenbesitzer: Tanken, losfahren und die Zapfsäule rechnet über die bevorzugte Zahlungsmethode in der Digital Wallet des Fahrzeugs ab. Stripe arbeitet jetzt mit Autoherstellern wie Ford und Toyota zusammen, um eine Vielzahl von Zahlungsmöglichkeiten für Kundschaft und Händler/innen anzubieten.
Seit mehr als einem Jahrhundert bedeutet das Verlassen des Hauses, dass Autoschlüssel, Brieftasche und Portemonnaie dabei sein müssen. Nicht mehr lange: Wir können unsere Autos mit Smartphones öffnen und starten, und schon bald wird das Auto auch als Geldbörse dienen.